Chronik des KCE 1929

Chronik des KCE 1929 Eberbach a.N. e.V.

Die Anfänge

Im frühen 20. Jahrhundert herrschte in weiten Kreisen der Bevölkerung große Not. Eine kaum vorstellbare Zahl von Arbeitslosen. In dieser Zeit wurde in Eberbach die Idee geboren, einen Kanu-Club zu gründen. Aus der Geschichte des Wassersports ist bekannt, dass in Deutschland zunächst der Rudersport gepflegt wurde. In einigen Rudervereinen wurden vereinzelt auch Paddelboote gefahren. Im Allgemeinen stand man aber im damaligen Ruderverband dem Kanu-Sport ablehnend gegenüber. Deswegen begannen die Paddler um die Jahrhundertwende sich aus den Rudervereinen zu lösen und gründeten eigene Vereine. Nach dem 1. Weltkrieg entstanden im damaligen Land Baden die ersten Kanuvereine. Im Jahr 1924 war es dann auch in Eberbach soweit. Am 1. August 1924 wurde ein Kanu-Verein gegründet, dessen Vorstand Ing. Jakob Raab war. Offenbar war der Bestand dieses Vereins jedoch nicht von langer Dauer, denn seine Spur verliert sich in den darauffolgenden Jahren. Danach hat die Entwicklung am Neckar den gleichen Verlauf genommen wie an anderen Flüssen. Fast immer waren es Individualisten, die mit der freien Natur besonders verbunden waren und sich die ersten Paddelboote selbst bauten.

In Eberbach war es Georg Epp, der sich ein Flachboot baute und den damals noch nicht kanalisierten Neckar befuhr. Bald fanden sich weitere Interessenten, die den Wunsch hatten, den Kanu-Sport auszuüben und ein eigenes Boot zu besitzen. 

Das Gründungsmitglied Kurt Banspach lud am 3. Oktober 1929 sämtliche Eberbacher Kanufahrer und Skifahrer zu einer Gründungsversammlung ein. In dieser gut besuchten Versammlung wurde ein Kanu- und Ski-Club gegründet. Unmittelbar nach der Gründung ergaben sich jedoch Gegensätzlichkeit, die schon zwei Wochen nach der Gründung wieder zur Auflösung des Vereins führten. Die Anhänger des Kanusports ließen sich jedoch nicht entmutigen und trafen sich am 16.10.1929 erneut im Gasthaus „Zur Aktie“ zu einer Aussprache. 14 Wassersportbegeisterte gründeten an diesem Tag den Kann-Club 1929 Eberbach am Neckar. Die Wahlen wurden in der ersten ordentlichen Versammlung durchgeführt. Die erste Vorstandschaft setzte sich wie folgt zusammen:

Anton Bussemer (Vorstand)
Kurt Banspach (Schriftführer)
Anton Kappes (Kassier)
Georg Epp (Beisitzer)

Unmittelbar nach seiner Gründung wurde der Verein Mitglied im Deutschen Kanu-Verband.
Von Beginn an war der Kanu-Wandersport die sportliche Grundlage des Vereins.

Das erste Bootshaus

In der Gründerzeit bis zum 2. Weltkrieg wurde der Kanu-Wandersport durch geradezu ideale Wasserverhältnis begünstigt. Unsere Flüsse führten noch klares Wasser und waren kaum kanalisiert. Somit ein Paradies für den Kanusport.

Naturgemäß hatte der Verein neben der sportlichen Betätigung eine weitere Hauptausgabe, nämlich die Schaffung eines Bootshauses zur Unterbringung der Boote. Schon damals galt die Devise, dass ein wassersporttreibender Verein auf Dauer nur existenzfähig ist, wenn er über ein Bootshaus verfügt.

Zunächst wurden bei Georg Epp nicht nur Boote gebaut, sondern auch dort gelagert. 

Nach vielen Bemühungen ergab sich im April 1931 die Möglichkeit, von Herrn Bootsbaumeister Ludwig Seibert, die Mooshütte käuflich zu erwerben. Der Kauf kam nicht zustande, da kein Geldinstitut bereit war, dem Verein ein Darlehen zu gewähren. In dankenswerter Weise kam daraufhin Herr Seibert dem Verein entgegen, indem er die Mooshütte samt Grundstück verpachtete und einen Ausbau genehmigt. 

Mit den Ausbauarbeiten wurde sofort begonnen, aber diese gingen mangels einer finanziellen Basis nur sehr schleppend voran. Im Juli 1932 haben die Mitglieder Anton Bach und Kurt Banspach, einem der beiden floss eine kleine Erbschaft zu, dann das Gelände samt Gebäude als Treuhänder für den Verein käuflich erworben. In dieser Zeit wurde auch nach einer Idee von Georg Epp ein Sparring gegründet. Ein Teil der Mitglieder verpflichteten sich, innerhalb eines gewissen Zeitraums einen bestimmt Betrag anzusparen und dem Verein zinslos zur Verfügung zu stellen.

Im Jahr 1935 war es dann soweit. Das Bootshaus und die eingerichtete Bootsanlegestelle wurde ihrer Bestimmung übergeben.

Wir können heute kaum die Leistungen ermessen, die damals unter schwierigen Rahmenbedingungen erbracht wurden. An dieser Stelle möchten wir die damals amtierenden Vorstandsmitglieder erwähnen, die wesentlich dazu beitrugen.

Es waren die Mitbegründer:
Kurt Banspach, Georg Epp, Anton Bussemer, Anton Kappes und Karl Henn.

Ein Rückschlag – Der zweite Weltkrieg und die Nachkriegszeit

In den folgenden Jahren wurden regelmäßig Wanderfahrten durchgeführt und gesellschaftliche Veranstaltungen kamen nicht zur kurz.

Die Zahl der Mitglieder wuchs langsam aber stetig an. Diese Aufwärtsentwicklung wurde durch den Beginn des 2. Weltkrieges jäh unterbrochen. Das Bootshaus wurde zu einem Lager für Möbel ausgebombter Familien umfunktioniert. Nach Kriegsende musste es innerhalb weniger Stunden geräumt werden, um einer amerikanischen Militärpolizeistation Platz zu machen. Dank Georg Epp und seiner Schwester konnten die Boote und Vereinsmöbel erhalten bleiben.

Nachdem dem der Militärposten geräumt wurde, diente die Mooshütte einer heimatvertriebenen Familie als Wohnung. 

Nach freiwerden des Bootshauses im Jahr 1948 ging man wieder an die Vereinsarbeit. In Folge wurde das Bootshaus, wegen der wachsenden Zahl an Booten, erweitert.

Ein neues Bootshaus muss her!

Finanziell kam der Verein langsam in die Lage die Sparringgelder zurückzuzahlen.

Ab 1958 war der Kanu-Club im Besitz eines schuldenfreien Anwesens.

Doch bald zeigte sich am Horizont der Ausbau der B37. Es stellt sich heraus, dass unser Bootshaus dem Ausbau weichen musste.

Die Entschädigungsfrage und die Wiederbeschaffung eins zweckmäßigen Grundstücks bereitete große Sorgen. Die endgültige Klärung zog sich über 1 ½ Jahre hin. Während dieser Zeit waren die Boote behelfsmäßig in einer Scheune in Rockenau untergebracht.

In langwierigen Verhandlungen konnte die Entschädigung geklärt werden. Es war jedoch klar, dass dies bei weitem nicht für den Erwerb eines Grundstückes und dem Neubau eines Bootshauses ausreichen würde. 

Also wurden die Ärmel hochgekrempelt und es wurde wieder ein Sparring ins Leben gerufen. Bald stellte sich als Kernproblem die Grundstücksbeschaffung heraus.

Im Mai 1960 konnte das aktuelle Grundstück erworben werden. Unsere Mitglieder Otto Hemberger und Robert Moray erstellten die Pläne und statischen Berechnungen für den geplanten Neubau.

Für die Erlangung der Baugenehmigung mussten verschiedene Hürden genommen werden, da die Interessen der Wasserstraßenverwaltung, Straßenverwaltung und Naturschutzbehörde berücksichtigt werden mussten. 

Es waren im wesentlichem 15 Männer, die in ca. 14 Monaten ihre gesamt Freizeit opferten und in über 4000 Arbeitsstunden dem Kanu-Club wieder ein neues Zuhause schufen.

Im Juni 1962 konnte der neue Stolz des Vereins seiner Bestimmung übergeben werden. Im Anschluss daran hatten sportlichen Aktivitäten wieder Vorrang. Die damalige Jugendgruppe betrieb einige Jahre den Wettkampfsport und nahm an verschiedenen Regatten teil.

Die all jährliche Pfingstwanderfahrt mit dem Badischen Kanuverband ist vielen bestimmt in Erinnerung geblieben, an der wir lange Jahre als Verein teilnahmen.

Abteilung Wildwasser

Mitte der 80ziger Jahre nahmen Joachim Kaschper und Ralf Thöne an einem Bootsbaulehrgang in Vallon / Ardeche teil. Im Anschluss wurden hier im Bootshaus 13 blaue Wildwasserboote gebaut. Dies war der Beginn des Wildwasserfahrens.

Die Wildwasserfertigkeiten wurden in Augsburg auf dem Eiskanal zum Teil erlernt und verfeinert.

Viele Jahre fuhren wir mit Familie und Vereinsnachwuchs in die nahe und weite Umgebung.
 
Die verschiedenen Fahrten führten uns u.a. in den Schwarzwald, bayrische Alpen, Österreich, Frankreich, Italien, an die Soca und einige Male nach Korsika. Selbst die kleinen Bäche in der näheren Umgebung waren bei Schneeschmelze nicht sicher vor uns. 

Jüngste Vereinsgeschichte

Für den Trainingsbetrieb wurden immer mal wieder Vereinsboote angeschafft. Im Jahr 2019 wurden wieder sieben aktuelle Wildwasserboote nebst Ausrüstung angeschafft. Einer Beliebtheit erfreut sich der neue Trend Stand Up paddeln – auch hier haben wir uns zwei Boards zugelegt.

Unsere Jugendarbeit konnte 2019, dank Markus Mayer, Guido Mayer und Bettina Bracht, wieder aktiviert werden. Es ist schön zu sehen, wie es den Jugendlichen Spaß macht. 

Diese Ausführungen können keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben, denn es würde den Rahmen sprengen, wollte man Einzelheiten der letzten neun Jahrzehnten aufführen. Lediglich die wichtigsten Ereignisse konnten Berücksichtigung finden.

Es soll nochmals herausgestellt werden, dass der Kanu-Club Eberbach seine stetige Entwicklung dem Idealismus, der Opferbereitschaft und dem Einsatz der jeweiligen Kanu-Generation zu verdanken hat. 

Der Kanu-Club sieht auch für die Zukunft eine Hauptaufgabe darin, jungen Menschen den Wassersport näher zu bringen.
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